Zacharias

FILMTALK 60plus: Mein Weg – 780 km zu mir


„Mein Weg – 780 km zu mir“ – Pilgern zwischen Selbsterfahrung, Schmerz und Zweifel

Im Rahmen unseres FILMTALK 60plus haben wir den Film „Mein Weg – 780 km zu mir“ besprochen – eine Pilgergeschichte, die einen älteren Mann auf dem Jakobsweg begleitet und Fragen nach Sinnsuche, Veränderung und Durchhaltewillen im späteren Lebensalter stellt. Im Zentrum steht Bill zugleich Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Regisseur, der sich ohne großes Pathos, aber mit viel Gepäck – äußerlich wie innerlich – auf den Camino macht und unterwegs auf Mitpilger:innen, körperliche Grenzen und alte Beziehungsmuster trifft.

Der Film – Zwischen Sinnsuche und Camino-Postkarte

Mit wenig Vorbereitung, körperlichen Einschränkungen und einer spürbaren inneren Unruhe bricht Bill auf. Er weiß zu Beginn selbst nicht genau, warum er läuft, nur dass er „gehen muss“. Die Kamera begleitet ihn durch Dörfer, Herbergen und über Pässe, zeigt Kniebandagen und schmerzverzerrte Momente ebenso wie die stillen Abende mit anderen Pilger:innen. Zugleich fängt sie Momente ein, in denen er versucht, vertraute Muster hinter sich zu lassen, Verantwortung zu übernehmen und allmählich zu begreifen, wonach er auf diesem langen Weg eigentlich sucht. Am Ende erreicht er Santiago – doch die erhoffte Antwort auf die Frage, wer er nach den 780 Kilometern geworden ist, bleibt offen.


Das FILMTALK-Gespräch – kritische Distanz, geteilte Erfahrungen, klare Haltungen

Sabine L. Distler vom Curatorium Altern gestalten eröffnete das Gespräch und führte gemeinsam mit Moderatorin Christa Jordan durch eine Diskussion, die sich rasch vom reinen Filmeindruck hin zu persönlichen Camino-Erfahrungen, Altersbildern und Fragen der Glaubwürdigkeit verlagerte. Die Runde war vielfältig besetzt: Menschen, die den Camino selbst gegangen sind, langjährige Cineast:innen und Neueinsteiger – alle brachten differenzierte Perspektiven ein.

Viele Stimmen beschrieben Bill als schwer zugängliche Figur: oberflächlich erzählt, emotional wenig greifbar und in seiner behaupteten Wandlung kaum überzeugend. Gleichzeitig wurden kleine Momente der Annäherung gewürdigt – eine Entschuldigung, ein zurückgegebenes Handtuch, der Wechsel des Wanderstocks. Diese Ambivalenz prägte das gesamte Gespräch: Kritik an der Inszenierung, aber Interesse an den Fragen, die der Film aufwirft.

Wiederholt rückten jene Passagen in den Vordergrund, in denen der Film ohne Worte auskommt. Landschaft, Musik und symbolische Motive – die Schnecke, der Stock, das Handtuch – entfalten still ihre Wirkung.

Christa Jordan betonte, dass der Film trotz seiner erzählerischen Schwächen eine Kernbotschaft transportiert, die im Alter besondere Resonanz findet: den Mut, vertraute Muster zu verlassen. Die Gruppe griff diesen Gedanken auf und formulierte deutlich, wie wichtig es sei, große Wünsche im Alter zu verfolgen – selbst dann, wenn das Umfeld sagt „Du spinnst“.


Ein Film, der Fragen öffnet

Die FILMTALK-Runde war sich einig: „Mein Weg – 780 km zu mir“ ist kein filmisches Meisterwerk, aber ein Film, der Fragen sichtbar macht: nach Glaubwürdigkeit, nach innerer Bewegung, nach dem Gewicht biografischer Last und nach der Freiheit, dennoch weiterzugehen. Bei der Bewertung erhielt der Film nur 3 von 5 Kameras. Die Diskussion zeigte, wie produktiv ein Film sein kann, der erzählerisch nicht vollständig einlöst, was er verspricht.

Ein herzlicher Dank gilt allen Gesprächsgästen des FILMTALK 60plus, deren persönliche Erfahrungen, kritische Einschätzungen und Offenheit den Austausch an diesem Nachmittag geprägt und vertieft haben.


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Warum der FILMTALK 60plus sehenswert ist

Der FILMTALK 60plus bietet eine einzigartige Gelegenheit, Filme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und tiefer in die Materie einzutauchen. Die FILM Beiräte60plus liefern durch ihre unterschiedlichen Hintergründe und ihre gemeinsame Leidenschaft für Film eine bereichernde Diskussion, die sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. Für alle Filmliebhaber und diejenigen, die tiefer in die Welt des Kinos eintauchen möchten, ist der FILMTALK sehenswert. Er bietet nicht nur eine Analyse eines bedeutenden Films, sondern auch eine Plattform für den Austausch von Gedanken und Ideen, die über den Film hinausgehen.Schalten Sie ein und lassen Sie sich von von uns auf eine filmische Reise mitnehmen, die Ihnen neue Einsichten und ein tieferes Verständnis für die Kunst des Films bietet


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FILMTALK 60plus: Fitness California


„Fitness California“ – Ringerfreundschaft, Muskelkraft und gelebte Haltung

Im Rahmen unseres FILMTALK 60plus haben wir den Dokumentarfilm „Fitness California“ von Nadine Zacharias besprochen – ein Film, der mit großer Wärme, feinem Humor und ethnografischem Blick in das Herz eines außergewöhnlichen Fitnessstudios führt. Im Zentrum stehen drei ehemalige Ringeridole, die zeigen, wie aus sportlichem Ehrgeiz lebenslange Freundschaft und gesellschaftliches Engagement werden kann.

Der Film – Zwischen Utopie und Nostalgie

Es ist ein endlos heißer Sommer in Freiburg. Im altehrwürdigen Kraftraum Fitness California trifft die Vergangenheit auf die Gegenwart: Adolf Seger, Bernd Fleig und Mario Sabatini – einst gefeierte Ringer in den 60er und 70er Jahren – trainieren hier noch immer mit sichtbarer Freude, eiserner Disziplin und ansteckender Herzlichkeit. Nach ihrer aktiven Sportkarriere surften sie auf der „kalifornischen Fitnesswelle“ der 1980er Jahre und gründeten ihr eigenes Studio. Bis heute leiten sie Fitness California – ein Ort, an dem sich Freizeit- und Leistungssportler:innen, Para-Athlet:innen und Jugendliche begegnen. Der Film zeigt sie nicht als Helden vergangener Zeiten, sondern als aktive Gestalter, die trotz Rückschlägen nie die Bodenhaftung verloren haben. Es ist ein Film über Körperlichkeit, Gemeinschaft und die Kraft des Alltags – leise, nah und zutiefst menschlich.


Das FILMTALK-Gespräch – Nähe, Respekt und Haltung

Sabine L. Distler vom Curatorium Altern gestalten begrüßte die Regisseurin Nadine Zacharias, die im Anschluss mit Moderatorin Christa Jordan und den Talkteilnehmerinnen über die Entstehung und Bedeutung des Films diskutierte.

Nadine Zacharias, selbst Ethnologin, spricht über ihre Beweggründe, diesen Film zu machen, und beschreibt die besondere Nähe zu den Protagonisten. Sie berichtet über die Herausforderung, ganz ohne Off-Kommentar auszukommen, und wie dadurch ein sehr direktes, stilles und ehrliches Bild der Charaktere entsteht. Die zurückhaltende Kameraarbeit ermögliche den Zuschauer:innen, sich ihren eigenen Zugang zu den Geschichten zu schaffen.

Moderatorin Christa Jordan betonte, wie gelungen der Film die Themen Freundschaft, gelebtes Altern und gesellschaftliche Teilhabe im Sportumfeld verbindet. Besonders eindrücklich fand sie den respektvollen Blick auf das Älterwerden, das hier nicht als Rückzug, sondern als aktive Lebensphase dargestellt wird.

FILMTALK Gast Brigitte lobte die „atmende Kamera“ und das Vertrauen in die Wirkung der Bilder: „Es wird nichts erklärt – und genau das macht den Film so besonders.“


Sport als Widerstandskraft und Begegnungsort

Im Talk wurde auch über die Bedeutung von Orten wie Fitness California nachgedacht – besonders vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Fitnessstudios, so das Fazit, sind mehr als Orte der körperlichen Ertüchtigung: Sie bieten Stabilität, Begegnung, Zugehörigkeit – gerade im Alter.

Auch der generationenübergreifende Aspekt wurde betont: Nadine Zacharias wünscht sich, dass auch junge Menschen ab 18 Jahren den Film sehen – nicht nur wegen der sportlichen Aspekte, sondern auch, um zu erkennen, „dass Haltung, Humor und Solidarität keine Altersgrenzen kennen.“


Ein Film, der bleibt

„Fitness California“ ist ein Film voller Haltung, aber ohne Pathos. Ein Film über Muskelkraft, aber vor allem über Herz. Über Ringen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Und über Freundschaft, die auch jenseits der sportlichen Bühne nicht endet.

Ein großer Dank gilt Nadine Zacharias für diesen sensiblen, vielschichtigen Film – und allen Gesprächsgästen des FILMTALK 60plus, die den Austausch durch ihre persönlichen Perspektiven bereichert haben.


📽️ Mehr zu zukünftigen Filmtalks auf:
👉 www.filmbeirat60plus.online

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Warum der FILMTALK 60plus sehenswert ist

Der FILMTALK 60plus bietet eine einzigartige Gelegenheit, Filme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und tiefer in die Materie einzutauchen. Die FILM Beiräte60plus liefern durch ihre unterschiedlichen Hintergründe und ihre gemeinsame Leidenschaft für Film eine bereichernde Diskussion, die sowohl informativ als auch unterhaltsam ist. Für alle Filmliebhaber und diejenigen, die tiefer in die Welt des Kinos eintauchen möchten, ist der FILMTALK sehenswert. Er bietet nicht nur eine Analyse eines bedeutenden Films, sondern auch eine Plattform für den Austausch von Gedanken und Ideen, die über den Film hinausgehen.Schalten Sie ein und lassen Sie sich von von uns auf eine filmische Reise mitnehmen, die Ihnen neue Einsichten und ein tieferes Verständnis für die Kunst des Films bietet.


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